A

Allergische Reaktion

Allergische Reaktion:

Bei allergischen Reaktionen handelt es sich um eine überschießende Abwehrreaktion des eigenen Immunsystems gegen eine körperfremde Substanz. Es gibt unterschiedliche Schweregrade. Typische Beschwerden sind ein an weiten Teilen des Körpers einsetzender Juckreiz, Hautrötungen oder Schwellungen mit oder ohne Blasenbildung, Nasenlaufen oder Heiserkeit. In wenigen Einzelfällen kann ein allergischer Schock mit Herzrhythmusstörungen, Atemnot, Bauchkrämpfen inklusive Erbrechen und Durchfall sowie Blutdruckabfall mit lebensbedrohlichem Atem- und Kreislaufstillstand auftreten.

Allergischer Schock

Allergischer Schock:

Überreaktion des körpereigenen Abwehrsystems auf eine Fremdsubstanz mit Störung des Herz-Kreislaufsystems bis hin zum Kreislaufversagen und Tod.

Antiallergikum (Antihistaminikum)

Antiallergikum (Antihistaminikum):

Antihistaminika blockieren gezielt Histamin-Rezeptoren an Zellen. Histamine sind körpereigene Botenstoffe, die unter anderem an allergischen Reaktionen beteiligt sind.

 

Antikörper, humanisiert

Antikörper, humanisiert:

Wenn ein fremder Stoff in den Körper eindringt, z.B. ein Krankheitserreger, produzieren spezialisierte Zellen des Immunsystems gegen diesen Erreger Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper. Diese Antikörper haben u.a. die Fähigkeit, sich an spezielle Stellen der Außenhülle kranker Zellen zu binden und diese zu zerstören. In der Therapie der MS werden gentechnisch hergestellte Antikörper verwendet, mit denen ganz gezielt bestimmte Zellen des Immunsystems zerstört werden können. Diese Antikörper heißen auch „monoklonal“ – mono: griechisch für einzeln/allein, Klon: genetisch identisch zu einem anderen Lebewesen. Sie werden hergestellt, indem eine einzelne Zelle, die diesen bestimmten Antikörper produziert, immer wieder geklont wird. Alle Klone produzieren dann identische Antikörper.

Die meisten Antikörper, die in der Medizin verwendet werden, stammen ursprünglich von Mäusen. „Humanisierte“ Antikörper werden biochemisch so verändert, dass sie menschlichen Antikörpern sehr ähnlich sind. Sie werden dann von Patienten meist besser vertragen.

Autoimmunerkrankung

Autoimmunerkrankung:

Erkrankungen, bei denen sich die Abwehr gegen den eigenen Körper richtet. Beispiel sind neben der MS z.B. Diabetes mellitus, Morbus Crohn und die Hashimoto-Schilddrüsenentzündung.

B

Behinderungsprogression

Behinderungsprogression:

Die Zunahme der Behinderung über die Zeit zu messen, ist nicht einfach, da bei der MS auch im fortgeschrittenen Stadium immer noch Schübe oder Schwankungen der Behinderung auftreten können. Deshalb ist man in Studien dazu übergegangen, dass eine Zunahme der Behinderung nach 3 oder auch 6 Monaten bestätigt werden muss. Je später dieser Bestätigungszeitpunkt ist, desto sicherer kann man sein, dass wirklich eine Progression vorliegt.

C

Cross-over-Design

Cross-over-Design:

Bei einer klinischen Studie mit einem sogenannten Cross-over-Design erhält im ersten Abschnitt der Studie die Patientengruppe X den Wirkstoff A und die Patientengruppe Y den Wirkstoff B (oder Placebo). Im zweiten Abschnitt der Studie erhält die Patientengruppe X den Wirkstoff B (oder Placebo) und die Patientengruppe Y den Wirkstoff A. Es findet also ein Überkreuz-Wechsel (engl. Cross-over) der Studienmedikation zwischen den Gruppen statt. Auch komplexere Studiendesigns mit mehrfachem Wechsel und/oder mehr als zwei Studienmedikamenten sind möglich.

E

EDSS (Expanded Disability Status Scale)

EDSS (Expanded Disability Status Scale):

Der EDSS ist die Skala, die bei MS den Grad der Behinderung anzeigt. Seine Werte liegen zwischen 0 (keine Behinderung) und 10 (Tod durch MS). Er wird bestimmt, indem für verschiedene Einschränkungen (z.B. Gefühls-, Seh- oder Blasenstörungen) durch eine Ärztin / einen Arzt Punkte vergeben werden. Ab einem Wert von 4.0 richtet sich die Skala sehr stark nach der Gehstrecke des Patienten. Wie gut andere Funktionen (z.B. Sehen, Stimmung oder Gehirnleistung) sind, macht dann kaum einen Unterschied. Nicht immer bildet der EDSS deshalb ab, wie gut oder schlecht es einem Patienten wirklich geht. Er ist eine arztbasierte Behinderungsbeurteilung und keine patientenbasierte Behinderungsmessung.

Enzym

Enzym:

Eiweiß, das bestimmte chemische Reaktionen beschleunigt.

G

Gerinnungsstörungen, autoimmune

Gerinnungsstörungen, autoimmune:

Meist sind Blutplättchen (Thrombozyten) für eine krankhafte Gerinnungsstörung bzw. Blutungsneigung verantwortlich (plättchenbedingte Blutungsneigung). Typisch sind hierbei viele stecknadelkopfgroße Blutungen der Haut und der Schleimhäute (z.B. der Mundschleimhaut). In den meisten Fällen sind zu wenige Blutplättchen im Blut vorhanden (Thrombozytopenie). Oft ist ihre Verminderung Folge einer immunologischen Reaktion gegen Medikamente (z. B. Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Antibiotika) oder einer Autoimmunreaktion gegen die Blutplättchen selbst, was zu ihrem erhöhten Abbau führt. Eine typische Nebenwirkung von Alemtuzumab ist die akute immunthrombozytopenische Purpura (ITP oder auch Werlhof-Erkrankung). Bei der ITP kommt es zu einer Verminderung der Blutplättchen (Thrombozyten). Sie tritt bei etwa jedem 100. Patienten (1 von 100) auf, der mit Alemtuzumab behandelt wird. B E G 31 Blutplättchen sind für die Blutstillung innerer und äußerer Blutungen, z. B. nach Verletzungen, notwendig. Wenn sie in zu geringer Anzahl vorhanden sind, kann es zu Blutungen kommen, die in sehr seltenen Fällen auch tödlich verlaufen können. Bei Reduktion der Blutplättchen um mehr als 30 % bzw. unter den unteren Normwert muss eine wöchentliche Kontrolle erfolgen. Wenn der Wert unter 100.000 Plättchen pro Mikroliter sinkt, sollte ein Blutexperte zu Rate gezogen werden. Bei wiederholt niedrigen Werten sollte eine Bestimmung von Antikörpern gegen die Blutplättchen erfolgen.

Hinweis:
Beschwerden, die auf eine erhöhte Blutungsneigung hinweisen können, sind:

  • kleine rote, dunkelrosa oder purpurfarbene Pünktchen auf der Haut
  • erhöhte Neigung zu Blutergüssen (blauen Flecken)
  • deutlich verlängerte Blutungszeit bei kleineren Schnittverletzunge
  • vermehrtes Zahnfleisch- und / oder Nasenbluten
  • vermehrte Blutungen im Rahmen der Monatsblutung
  • Bluthusten
GPT und GOT:

GPT und GOT:

GPT (heute auch als ALT bezeichnet) und GOT (heute AST) sind Enzyme des Stoffwechsels in der Leber. Bei einer Leberzellschädigung werden sie in das Blut freigesetzt und können als Parameter gemessen werden.

H

HIV

HIV:

Humanes Immundefizienz Virus, Auslöser von AIDS.

I

Immunmodulation:

Immunmodulation:

Im Gegensatz zur Immunsuppression, die das Immunsystem erheblich beeinflusst stellt die Immunmodulation einen geringeren Eingriff ins Immunsystem dar. Der Effekt ist durch Tests aus dem Blut oft gar nicht messbar. Und auch Nebenwirkungen durch eine Schwächung des Immunsystems treten nicht auf.

Immuntherapie

Immuntherapie:

Das Konzept der Immuntherapie wurde unter der Vorstellung entwickelt, dass es sich bei der MS vor allem um eine Erkrankung des Immunsystems handelt. Die Immuntherapie zielt darauf ab, Immunreaktionen teilweise zu unterdrücken und so das Fortschreiten der MS zu verhindern. Eine Therapie soll vor neuen Schüben und der Zunahme der Behinderung schützen.

Induktions- oder Impulstherapie

Induktions- oder Impulstherapie:

Eine Induktions- oder Impulstherapie ist definiert als die Gabe eines Medikaments über eine sehr kurze Zeitdauer (wenige Tage / Wochen). In der Regel wird die Gabe 1-2 mal im Abstand von etwa 1 Jahr wiederholt. Die Wirkung des Medikaments auf die Multiple Sklerose kann über mehrere Jahre anhalten.

Infusionsreaktionen

Infusionsreaktionen:

Infusionsreaktionen sind nicht-allergische Reaktionen, die sich in Form von Rötungen, Überwärmung, Juckreiz oder Brennen an der Infusionsstelle und / oder Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Übelkeit oder Gelenkschmerzen äußern können. Oft hilft es in solchen Fällen, die Infusionsgeschwindigkeit zu verlangsamen und ein Medikament zur Beschwerdelinderung (z.B. Paracetamol) zu geben. Ebenfalls nicht-allergisch bedingt ist das sogenannte akute Zytokinfreisetzung-Syndrom, das durch die plötzliche Freisetzung bestimmter körpereigener Botenstoffe des Immunsystems hervorgerufen wird. Typisch hierfür sind Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit, Juckreiz, Schlaflosigkeit, Schüttelfrost, Hitzegefühl, Ermüdung, Atembeklemmungen, Beklemmungen in der Brust, Geschmacksstörungen, Ausschlag, schneller Herzschlag, Magendrücken, Schwindelgefühl und Schmerzen. Im Einzelfall kann eine solche Reaktion nicht immer von einer allergischen Reaktion unterschieden werden.

Interferone

Interferone:

Man unterscheidet unterschiedliche Interferone:

  • Alpha-Interferone
  • Gamma-Interferone
  • Beta-Interferone (oder auch β-Interferone) – hier unterscheidet man zwei verschiedene Typen:
    1. Die 1a Beta-Interferone (oder auch Interferon-beta 1a) entsprechen in ihrer Struktur vollständig der körpereigenen Substanz. Hier gibt es zusätzlich ein pegyliertes Interferon (Pegylierung)
    2. Die 1b Beta-Interferone (oder auch Interferon-beta 1b) unterscheiden sich geringfügig von der körpereigenen Substanz.

Inzwischen sind vier Beta-Interferone zugelassen, zwei 1a-Beta-Interferone und ein 1b-Beta-Interferon:

  • Interferon-beta 1a (Avonex®) 30 μg; 1x wöchentlich, i.m.
  • Interferon-beta 1a (Rebif®) 22 μg bzw. 44 μg; 3x wöchentlich, s.c.
  • Peginterferon-beta 1a (Plegridy®) 125 μg; alle 2 Wochen, s.c.
  • Interferon-beta 1b (Betaferon® / Extavia®) 250 μg; jeden zweiten Tag, s.c.

Die Interferone unterscheiden sich darüber hinaus in der Dosierung und darin, ob sie in den Muskel (intramuskulär, i.m.) oder unter die Haut (subkutan, s.c.) gespritzt werden.

K

Kontrastmittel / Kontrastmittelanreicherung

Kontrastmittel / Kontrastmittelanreicherung:

Mit Kontrastmittel können Störungen der so genannten Blut-Hirn-Schranke nachgewiesen werden. Man geht davon aus, dass so aktive Entzündungsherde im Gehirn dargestellt werden können. Grundsätzlich ist das Gehirn durch die Blut-Hirn-Schranke vor Bestandteilen aus dem Blut, wie Bakterien, geschützt. Bei MS ist diese Barriere teilweise durchlässig, so dass bestimmte Teilchen ins Hirngewebe eindringen können. Kontrastmittel enthält Partikel dieser bestimmten Größe. Wenn MS-Läsionen Kontrastmittel aufnehmen, die Blut-Hirn-Schranke also gestört ist, spricht man von einem „aktiven“ Herd. Wahrscheinlich ist dies Zeichen einer aktiven Entzündungsreaktion.

L

Lebendimpfstoff

Lebendimpfstoff:

Als Lebendimpfstoff bezeichnet man Impfstoffe mit einem in seiner Aktivität geschwächten Bakterium oder Virus, das noch lebt. Sie kommen zum Beispiel gegen Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken zum Einsatz. Im Gegensatz dazu ist bei einem Totimpfstoff der Erreger abgetötet. Lebendimpfstoffe können für Patienten mit geschwächtem Abwehrsystem theoretisch gefährlich sein, weil es nicht ausgeschlossen ist, dass hier doch eine Erkrankung auftritt.

Leberwerte

Leberwerte:

Hier sind vor allem die Blutspiegel so genannter Transaminasen ALAT (auch ALT) und ASAT (auch AST) sowie die so genannte Gamma-GT (GT) gemeint. Sie geben Aufschluss über einen möglichen Leberzellschaden.

Leukozyten und Lymphozyten

Leukozyten und Lymphozyten:

Als Leukozyten werden die weißen Blutzellen bezeichnet. Sie finden sich im Blut in einer Menge von ca. 3.000–10.000 Zellen pro Mikroliter (μl) und sind hauptsächlich für die Abwehr von bakteriellen Erregern zuständig. Unterhalb von 2.000 Zellen/μl steigt das Risiko von Infekten, unterhalb von 1.000 Zellen/μl muss eine schützende stationäre Behandlung erfolgen. Die Granulozyten stellen mit 50 – 75 % der Zellen die Hauptgruppe bei den Leukozyten dar. Sie sind vor allem zur sogenannten unspezifischen Abwehr von Bakterien, Pilzen und Parasiten zuständig.

Lymphozyten sind eine Untergruppe der Leukozyten und vor allem für die Abwehr von Viren verantwortlich. Sie finden sich im Blut in einer Menge von 1.000–3.000 Zellen/μl. Unterhalb von 1.000 Zellen/μl, und sicher unterhalb von 500 Zellen/μl, steigt das Risiko von Infekten. Eine genaue Grenze kann nicht angegeben werden.

Leukopenie

Leukopenie:

Verminderung der weißen Blutzellen (Leukozyten).

Lymphopenie

Lymphopenie:

Verminderung der Immunzellen zur Virenabwehr (Lymphozyten).

M

Metaanalyse

Metaanalyse:

Eine Metaanalyse ist eine systematische Übersichtsarbeit. Sie versucht, nach transparenten Kriterien alle Daten zu einer Therapie oder Diagnosemaßnahme aus verschiedenen Studien zusammenzufassen. Im besten Fall kann auch eine rechnerische Zusammenfassung zu den verschiedenen Ergebnissen (Nutzen und Nebenwirkungen) erfolgen. Der höchste wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweis einer Therapie sind mehrere hochwertige randomisiert kontrollierte Studien (randomized controlled trials, RCTs), die in einer Metaanalyse einen klaren Nutzen zeigen.

Monozyten

Monozyten:

Untergruppe der weißen Blutzellen

MRT bei MS (Kontrastmittelanreicherungen, T1- und T2-Sequenz)

MRT bei MS (Kontrastmittelanreicherungen, T1- und T2-Sequenz):

Die MRT (Magnetresonanztomografie, oder auch Kernspintomografie) zeig bei MS verschiedene Arten von Herden und Veränderungen des Hirnvolumens, die als Zeichen der Entzündungsaktivität und auch als Abbau von Hirngewebe angesehen werden. Zwei verschiedenartige MRT-Bilder, die Sequenzen genannt werden, kommen dabei häufig zum Einsatz:

  1. In der T2-Sequenz sind frische und alte Entzündungsherde (Läsionen) gleichermaßen als helle Flecken im Gehirn oder Rückenmark sichtbar.
  2. In der T1-Sequenz sind Entzündungsherde grau oder schwarz. Um nur frische Entzündungen anzuzeigen, kann ein Kontrastmittel über die Vene gespritzt werden. Es lagert sich nur in aktiven Herden ein, welche dann in der T1-Sequenz hell leuchten.
Myelinscheiden

Myelinscheiden:

Myelinscheiden, auch Markscheiden genannt, umgeben die Nervenfortsätze. Sie bestehen vor allem aus Eiweißen und Fetten. Sie sind in mehreren Lagen um die Nervenfasern gewickelt. Die Myelinscheiden ermöglichen besonders rasche Übertragung von Nervenimpulsen. Wird die Myelinscheide geschädigt, wird dadurch die Weiterleitung der Nervenimpulse gestört oder verhindert.

N

NEDA (no evidence of disease activity)

NEDA (no evidence of disease activity):

NEDA kann als Therapieziel herangezogen werden. Es heißt Freiheit von Krankheitsaktivität, d.h. keine Schübe, keine Zunahme der Behinderung, keine neuen oder vergrößerten T2-Herde und keine Kontrastmittelanreicherungen. Dadurch misst NEDA alles, was man an Krankheitsaktivität bei MS bestimmen kann. Da aber vor allem die T2-Herde im Verlauf mehr werden, auch unter allen Therapien, bestimmt der MRT-Befund maßgeblich, ob NEDA erreicht wird. NEDA zu erreichen ist sehr schwierig. Und ob das Vorliegen von NEDA über 1 – 2 Jahre eine Stabilität in der Zukunft voraussagen kann, ist unklar.

Nekrose

Nekrose:

Untergang bzw. Absterben von Gewebe.

Nierenerkrankungen

Nierenerkrankungen:

Sehr selten (bei 4 Fällen von 1.486 Patienten, die das Medikament in klinischen Studien erhalten haben) kann nach der Gabe von Alemtuzumab eine bestimmte Nierenerkrankung, die Glomerulonephritis (Nierenkörperchenentzündung), auftreten. Dies ist eine Autoimmunerkrankung des Nierengewebes, die zu einer schweren Störung der Entgiftungs- und Filterfunktion der Niere führen und auch auf die Lunge übergehen kann. Bei zu später Behandlung sind bleibende Schädigungen der Nieren möglich (inkl. Nierenversagen). Ein unbehandeltes oder zu spät erkanntes Nierenversagen kann tödlich verlaufen. Durch die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen in den klinischen Studien und nach der Zulassung wurden alle Fälle von Nierenerkrankungen rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt.

Hinweis:
Beschwerden, die auf eine Nierenfunktionsstörung hinweisen können, sind:

  • blutiger Urin
  • Schwellungen der Beine oder Füße
  • Bluthusten
  • verringerte körperliche Leistungsfähigkeit
  • Luftnot
  • Schlaf- / Konzentrationsstörungen
  • anhaltende Kopfschmerzen
  • anhaltende Übelkeit, Erbrechen und / oder Durchfall
  • neu aufgetretener erhöhter Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen.

P

Pegylierung

Pegylierung:

Das Verfahren der „Pegylierung“ wird genutzt, um therapeutisch genutzte Eiweiße zu verbessern und damit die Anwendung für den Patienten zu vereinfachen. Dies wurde bei Peginterferon-beta 1a angewendet, wodurch die Verfügbarkeit des Interferons im Körper verlängert, die Ausscheidung über die Niere verlangsamt und dadurch die Anwendungshäufigkeit reduziert wurde.

Progressive Multifokale Leukenzephalopathie (PML)

Progressive Multifokale Leukenzephalopathie (PML):

Die PML ist eine Viruserkrankung des Gehirns, die nur bei Menschen mit geschwächter Abwehr auftritt und zu schweren Behinderungen führen oder sogar tödlich sein kann.

R

Randomisierte kontrollierte Studien (randomized controlled trials, RCTs)

Randomisierte kontrollierte Studien (randomized controlled trials, RCTs):

RCTs bieten die beste Möglichkeit für die Überprüfung des Nutzens und Schadens eines Medikaments. Deshalb müssen alle Zulassungsstudien nach dieser Methode durchgeführt werden. Patienten werden dabei zufällig mindestens zwei Gruppen zugeteilt, von denen eine Gruppe ein Scheinmedikament (Placebo) oder ein etabliertes MS-Medikament, die andere Gruppe das zu testende Medikament erhält. Nur im Vergleich mit einem Placebo oder einem etablierten MS-Medikament kann die tatsächliche Wirkung eines neuen Medikaments bestimmt werden.

Risikoreduktion, absolute und relative

Risikoreduktion, absolute und relative:

Diese beiden Kennzahlen sind nicht ganz einfach zu verstehen, sind aber für die Bewertung von Studienergebnissen wichtig. Dabei erscheint die relative Risikoreduktion meist deutlich höher als die absolute und wird bevorzugt eingesetzt, um Patienten und Ärzte von Medikamenten zu überzeugen. Beide beschreiben aber den gleichen Sachverhalt.

Die absolute Risikoreduktion (ARR) gibt an, wie viele Patienten einen tatsächlichen Nutzen von der Therapie haben. Hierbei werden alle Studienteilnehmer in die Berechnung einbezogen, ob mit Ereignis (z.B. Schub) oder ohne Ereignis (z.B. schubfreie Patienten). Wenn z.B. 5 von 100 Patienten in der Kontrollgruppe (Placebo) Schübe hatten, aber unter einem Medikament nur 4 von 100, dann ist die absolute Risikoreduktion bzw. der absolute Nutzen die Differenz 5 – 4, also 1 von 100 (1 %).

Die relative Risikoreduktion (RRR) gibt den Nutzen von Studienteilnehmern mit einer Therapie, bei denen das untersuchte Ereignis (z.B. Schübe) auftrat, im Vergleich zur Kontrollgruppe (Placebo) an. Wenn z.B. 5 von 100 Patienten in der Kontrollgruppe (Placebo) Schübe hatten, aber unter einem Medikament nur 4 von 100, dann entspricht die relative Risikoreduktion der Differenz also 5 – 4 = 1, aber nicht bezogen auf 100, sondern bezogen auf die 5 Patienten mit Schüben in der Kontrollgruppe. Damit ist die relative Risikoreduktion bzw. der relative Nutzen 1 von 5, oder auf 100 umgerechnet: 20 von 100, also 20 %.

Auf das Verhältnis kommt es an: Je seltener bestimmte Ereignisse auftreten und dann durch eine Therapie noch seltener werden, desto höher wird die RRR. Wären z.B. in der Placebo-Gruppe 2 von 100 Patienten mit Behinderungszunahme und in einer Therapiegruppe dann nur noch 1 von 100 Patienten mit Behinderungszunahme, dann wäre die absolute Risikoreduktion 1, die relative Risikoreduktion aber 50 %. Noch deutlicher wird das, wenn Ereignisse noch seltener sind: bei 2 von 10.000 Patienten mit Behinderungszunahme gegenüber 1 von 10.000 ist die ARR 0,01, die RRR bleibt aber 50 %. Deshalb ist die alleinige Angabe der RRR irreführend.

Was nützt mir das als Patient? Wenn in einer Studie nur sehr selten Ereignisse auftreten, die dann aber von einem Medikament verhindert werden können, ist die relative Risikoreduktion groß. Das gilt für die Schubratenreduktion in neuen MS-Studien. Die absolute Risikoreduktion wird dann aber immer kleiner. Nur beide Zahlen zusammen liefern ein realistisches Bild über die Wirkung. Pharmafirmen werben oft mit der Angabe der relativen Risikoreduktion.

S

Schilddrüsenerkrankungen, autoimmune

Schilddrüsenerkrankungen, autoimmune:

Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion treten nach der Gabe von Alemtuzumab unter den folgenden Namen auf: Autoimmunthyreoiditis, Hashimoto-Krankheit und Basedow‘sche Erkrankung. Die Schilddrüse produziert lebenswichtige Hormone, die für die Aufrechterhaltung vieler Körper- und Stoffwechselfunktionen notwendig sind. Bei bis zu einem Drittel aller Behandelten kam es in den Studien zu Veränderungen der Schilddrüsenhormone, die jedoch meist ohne Beschwerden blieben. Durch die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen bei allen Patienten wurden die Schilddrüsenerkrankungen erkannt, verliefen meist harmlos und waren durch eine medikamentöse, oftmals dauerhafte Tablettentherapie gut behandelbar. Bei erhöhtem oder erniedrigtem so genanntem TSH (Thyroidea Stimulierendes Hormon) sollten die Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie Schilddrüsenantikörper bestimmt werden.

Hinweis:
Warnsymptome, die auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung hindeuten können, sind:

  • Unterfunktion: unerklärbare Gewichtszunahme, Abgeschlagenheit, Stimmungseinbruch, Antriebsschwäche, Leistungsminderung, Konzentrationsschwäche, Kältegefühl, neu aufgetretene chronische Verstopfung, raue Haut, raue Stimme, Störungen der Menstruation, neu aufgetretene Erektionsstörungen.
  • Überfunktion: Zittern, innere Unruhe / Nervosität, erhöhter Blutdruck, Gereiztheit, Schlaflosigkeit, Heißhungerattacken, Gewichtsverlust, vermehrtes Schwitzen, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, unklares Fieber
Sepsis

Sepsis:

Schwere oder sogar lebensbedrohliche Blutvergiftung, bei der in der Regel verschiedene Organe schwer in ihrer Funktion gestört werden.

Signifikant

Signifikant:

Der Begriff bedeutet, dass mit statistischen Rechenmethoden überprüft wurde, ob ein Effekt zufällig ist oder nicht. Signifikante Ergebnisse beruhen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf einem Zufall.

STIKO-Impfempfehlungen

STIKO-Impfempfehlungen:

Die Ständige Impfkommission, kurz STIKO, entwickelt Impfempfehlungen für Deutschland, die als medizinischer Standard gelten. (hier ggf. Verweis auf Website)

T

Therapieeffekte

Therapieeffekte:

Wie groß sind die Therapieeffekte bei MS im Vergleich zu anderen Therapien? Ein solcher Vergleich ist schwierig, weil Krankheiten und Therapien, Wirkungen und Nebenwirkungen nur sehr begrenzt vergleichbar sind. Wenn durch eine Therapie bei einer Krankheit bei 100 Behandelten zwei Todesfälle verhindert werden, ist das sicher anders zu bewerten, als wenn von 100 behandelten MS-Patienten zwei schubfrei bleiben. Auch müssen die Art und die Häufigkeit von Nebenwirkungen mit betrachtet werden. Im Folgenden sind zwei Beispiele aufgeführt, die einen Anhalt dafür geben, wie groß Therapieeffekte bei verschiedenen Erkrankungen sind.

Beispiel Morbus Crohn: Morbus Crohn ist eine entzündliche Darmerkrankung, die ähnlich wie MS in Schüben verläuft. Eine Immuntherapie mit Azathioprin wird zur Verhinderung von Schüben bei Morbus Crohn-Patienten ohne akute Krankheitsaktivität angewendet. Hier haben 14 von 100 Patienten einen Nutzen von der Therapie, da bei ihnen über ein Jahr keine Schübe aufgetreten sind.

Beispiel Herzinfarkt: Eine große Studie zur Gabe von Blutfettsenkern (Statinen) zeigte, dass durch die Therapie bei weniger als 1 von 100 (0,6 von 100) behandelten Patienten über einen Zeitraum von drei Jahren ein Tod durch Herzinfarkt verhindert wurde.

Therapieversagen

Therapieversagen:

Der Nachweis von mindestens zwei neuen T2-Läsionen oder einer Kontrastmittelanreicherung im MRT oder mindestens ein Schub unter der Therapie wird als Hinweis für ein Therapieversagen gewertet. Eine internationale Einigkeit von MS-Experten besteht hierfür jedoch nicht.

Thrombopenie

Thrombopenie:

Verminderung der Blutplättchen (Thrombozyten).

Thrombozyten

Thrombozyten:

Thrombozyten oder auch Blutplättchen sind wesentlich für die Blutgerinnung. Bei einer Erniedrigung ihrer Zahl im Blut unter 20.000/μl kann es zu spontanen Blutungen kommen.

V

Verlaufsformen der MS

Verlaufsformen der MS:

Klinisch isoliertes Syndrom (KIS): Als KIS bezeichnet man die ersten Beschwerden, die auf eine MS hindeuten, also einen ersten Schub. Zusatzuntersuchungen liegen noch nicht vor oder die Ergebnisse lassen noch keine sichere MS-Diagnose zu.

Schubförmig-remittierende MS (relapsing-remitting MS, RRMS): Hier treten Beschwerden auf und klingen dann wieder ab (remittieren). Dies ist die häufigste MS-Verlaufsform. Manchmal schon früh, aber oft erst zu einem späteren Zeitpunkt im Krankheitsverlauf können Beschwerden aus Schüben auch bestehen bleiben. Dieser Verlauf nennt sich dann schubförmig mit Residuen. Als „aktiv“ wird die RRMS gewertet, wenn im letzten Jahr mindestens ein Schub auftrat oder in den letzten zwei Jahren mindestens zwei Schübe. Damit ergeben sich eine aktive und eine nicht aktive RRMS als Unterformen.

Sekundär progrediente MS (SPMS): 2/3 der schubförmigen Verläufe münden in einem sekundär progredienten Verlauf. Schübe treten nicht mehr auf, die Beeinträchtigung schreitet mal langsamer und mal schneller fortschreitend (progredient) voran. Wenn noch zusätzlich Schübe auftreten, spricht man von aktiver SPMS. Auch der Nachweis von neuen Kernspinherden oder Kontrastmittelanreicherungen in Kernspinherden kann als Hinweis für eine Aktivität gewertet werden. Unterteilt werden dann vier Formen: aktiv und progredient / aktiv und nicht progredient / nicht aktiv und progredient / nicht aktiv und nicht progredient.

Primär progrediente MS (PPMS): Hier ist der Verlauf von Beginn an schleichend. Oft trifft diese Form Männer um das 50. Lebensjahr. Wenn noch zusätzlich Schübe auftreten, spricht man von aktiver PPMS. Auch der Nachweis von neuen Herden im MRT oder Kontrastmittelanreicherungen in Herden kann als Hinweis für eine Aktivität gewertet werden. Unterteilt werden dann vier Formen: aktiv und progredient / aktiv und nicht progredient / nicht aktiv und progredient / nicht aktiv und nicht progredient.